Die alte Pfarrkirche St. Stephanus
zu Hitdorf
Die Grundsteinlegung der katholische St. Stephanus Kirche in der Stadt Hitdorf erfolgte am 15. Juni 1884 am Buttermarkt. Nach nur drei Jahren Bauzeit erfolgte die Kirchliche Weihe am 18. Juli.1887
Die Kirche wurde zunächst aus Kostengründen mit nur einem, dem südlichen Kirchturm errichtet.
Der Standort der Kirche war an der Stelle, an der ihr Vorgängerbau, eine von 1791 - 1792 erbaute kleine Kapelle, die in unmittelbarer Nähe, weiter zum Rhein hin, stand und seit 1839 unter demselben Patrozinium als Pfarrkirche diente. Ab 1889 wurde dann auch der zweite Kirchturm errichtet.
Die Hitdorfer Kapelle von 1791 - 1792
Aufnahme um 1870
Foto: Michael Hohmeier, Stadtarchiv Monheim
Graphische Skizze der Kapelle am Buttermarkt
Foto: Erzbistum Köln
Im Lagerbuch der Kirchengemeinde findet sich eine Beschreibung der Kapelle.
„Die Kapelle ist auf einem Flächenraum von 60 m und 25 m errichtet. Die Gemeinde von Hitdorf hat dieselbe auf Gemeindekosten unter Leitung von Hand- und Spanndiensten massiv aus Ziegelsteinen mit 78 cm dicken Mauern in den Jahren 1791 und 1792 erbaut. Sie ist mit Schiefer gedeckt. Im Schiff sind 6 und im Chor 2 Fenster angebracht, jedes 3,10 m hoch und 1,25 m breit. Im Lichten misst sie 16 m in der Länge,
10 m in der Breite. Das Chor ist 3,75 m breit und 5,30 m lang. Die Höhe der Kirche beträgt 6,90 m, der Turm misst 14,10 m in der Höhe und 3,45 m in der Breite. Die Turmspitze ist 7,20 m, das Portal dagegen 3,10 m hoch und 4,10 m breit und ebenso tief.
Nach Westen hin ist das Schiff mit einer großen Doppeltür, nach Süden und Norden aber mit einfachen Türen versehen. Portal und Empore sind im Jahre 1831 für 190 Thaler eingebaut worden.“
Diese alte Illustration einer alten Ansichtskarte zeigt die St. Stephanus Kirche ohne den Nordturm (Uhr). Dafür zeigt sich aber, dass die Kirche mal über ein Vierungsturm verfügte.
Foto: Alte Hitdorfer Ansichtskarte von 1900
Pfarrer Lennsing
1839 - 1863
Foto: Erzbistum Köln
Diese Aufnahme von 1888 zeigt die St. Stephanus Kirche nur mit dem zuerst alleine gebauten südlichen Turm. Links am Kirchturm vorbei geschaut, erkennt man das Vierungstürmchen, dass wohl im 2. Weltkrieg zerstört wurde und in der Nachkriegszeit bei der Restauration nicht wieder mit aufgebaut wurde.
Foto: Johann Josef Leonhard, Hitdorf
Im Jahr 1840 trennte sich die Pfarrei Hitdorf aus dem Pfarrverbund mit Rheindorf und gründete eine eigenständige Pfarrei zu Hitdorf.
Am 30. April 1840 wurde der Vikar Lennsing zum einstweiligen Verwalter der Pfarrei Hitdorf ernannt. Die bisherige Kapelle wurde zur Pfarrkirche für den neuen Pfarrbezirk Hitdorf erhoben.
Schon Mitte des 19. Jahrhunderts war die Kapelle zu klein für das stetig wachsende Hitdorf geworden. Unter Pfarrer Hubert Joseph Mertens wurde die neue Kirche geplant und errichtet. Die Vorarbeiten begannen 1882, die Konsekration (Weihe) erfolgte nach fünf Jahren 1887. Nach dem Bau der neuen Kirche wurde die Kapelle 1892 abgebrochen.
Das Erzbistum hatte den Abbruch der alten Kapelle mit der Vorgabe genehmigt, dass an der Stelle der Kapelle bzw. des Hochaltares ein Kreuz zu errichten sei. Dieses Kreuz wurde nach dem 2. Weltkrieg an das Pfarrhaus versetzt und durch eine Gedenkplatte vor dem Hauptportal der St. Stephanus Kirche ersetzt, dass an den Standort des Hochaltares der alten Kapelle zu Hitdorf erinnert.
Zu Pfarrer Mertens Verdienst zählte auch die Gründung des Kirchenchores Cäcilia im Jahre 1874. Pfarrer Mertens starb am 19. Dezember 1889 an der Influenza.
Sein Nachfolger wurde Pfarrer Karl Morff.
Die Gedenkplatte vor dem Hauptportal der St. Stephanus Kirche. Auf der Platte steht auf Latein geschrieben:
„An dieser Stelle wurde der Hochaltar der
alten Kirche aufgestellt“
1792 1892
Foto: Dirk Hülstrunk, Hitdorf
Pfarrer Hubert Joseph Mertens
1863 - 1889
Foto: Erzbistum Köln
Abbildung der alten Kapelle im Sockel des Steinkreuzes
Foto: Dirk Hülstrunk, Hitdorf
Das Gedenkkreuz im Mai 2007
Foto: Dirk Hülstrunk, Hitdorf
Das Kreuz ist ein Dreipass-Kreuz und zeigt im Sockel eine inzwischen stark verwitterte Abbildung der alten Kapelle von 1792. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg stand es vor dem Hauptportal der Kirche und wurde dann neben das alte Pfarrhaus (Hitdorfer Strasse 153) versetzt. An die Stelle des Kreuzes vor dem Hauptportal wurde die Gedenkplatte angebracht.
Das Pfarr- & Schwesternhaus im Mai 2007
Der Kindergarten befindet sich seit 1959 in der Kocherstrasse.
Foto: Dirk Hülstrunk, Hitdorf
Links neben der Kirche befindet sich das Schwesternhaus, dass zu Ehren des Stifters Lorenz Cremer den Namen seiner Ehefrau, Elisabeth, trägt. Im Bild: Gertrud Hecker, geborene Leven, 1932 im dortigen Kindergarten.
Foto: Astrid Behrendt, Spaziergang durch das alte Hitdorf
Pfarrer Joseph Heizer
1923 - 1955
Foto: Erzbistum Köln
Pfarrer Karl Morff
1889 - 1923
Foto: Erzbistum Köln
Unter Pfarrer Morff wurde die Kirche 1889 mit ihrem zweiten, dem Nord-Turm (Uhr) gekrönt und es wurde auch eine Orgel eingebaut.
Die Uhr mit ihren vier Ziffernblättern, für jede Himmelsrichtung eine, wurde aber erst im Jahre 1926 von der Recklinghäuser Turmuhrenfabrik Bernard Vortmann ge- und eingebaut.
Als Pfarrer Heizer das Pfarramt 1923 übernahm, war die Kirche noch ohne Geläut. Die alten Glocken, die schon in der alten Kapelle ihren Dienst getan hatten, wurden im 1. Weltkrieg für benötigtes Kriegsmaterial eingeschmolzen.
Auch im 2. Weltkrieg musste die Kirche sehr unter Kriegseinwirkungen leiden. Pfarrer Heizer verlegte daher den Gottesdienst vorübergehend in das Jugendheim und in die Sporthalle. Auch durch seine Initiative verliefen die Reparaturen und die Renovierung der Kriegsschäden planmässig und gingen zügig voran.
Es gibt bzw. gab noch zwei weitere Kapellen in Hitdorf:
Die Antonius-Kapelle (erbaut um 1829) steht am nordwestlichen Ortsausgang und die Rochus-Kapelle (erbaut um 1864, abgebrochen 1968) stand an der Ecke Hitdorfer Strasse / Weinhäuser Strasse.
Die St. Stephanus Kirche in den 1950er Jahren. Man sieht gut die Reparaturarbeiten der Kriegsschäden.
Foto: Alte Ansichtskarte
Die St. Stephanus Kirche 1945 nach dem Beschuss durch die Amerikaner von der Langeler Rheinseite aus. In einem der Türme hatte sich ein Scharfschütze der Wehrmacht verschanzt, den die Amerikaner dann gezielt da raus geschossen haben. Gut zu erkennen…das Gedenkkreuz.
Foto: Michael Hohmeier, Stadtarchiv Monheim
Auch im 2. Weltkrieg wurden drei der vier relativ neuen Glocken, Gussjahr 1925 von der Firma „Glockengiesserei Heinrich Humpert“, wieder für benötigtes Kriegsmaterial eingeschmolzen. Die vierte Glocke, die nicht dem Schmelzfeuer zum Opfer fiel, läutet nun in der St. Johann Baptist, Monheim. Unter Pfarrer Joseph Heizer wurden dann in der Nachkriegszeit vier neue Glocken in der Stahlgussfabrik „Bochumer Verein“ bestellt und gefertigt.
Name der Glocke
Gussjahr
Grösse ∅ in mm
Gewicht in Kg
Petrus
1955
1600
1525
Stephanus
1952
1425
1135
Josef
1952
1180
654
Maria
1952
1045
450
Die Glockenweihe der neuen Glocken wurde feierlich am 03. August 1952 begangen.
1955 ging Pfarrer Heizer in den Ruhestand. Ihm folgte Pfarrer Hoppe. Den Bemühungen und der Initiative Pfarrer Hoppes ist der Bau der Friedhofskapelle und auch ein neues Fenster im Querschiff der St. Stephanus Kirche zu verdanken.
Pfarrer Hoppe
1955 - 1963
Foto: Erzbistum Köln
Im Jahre 2002 erfolgte dann ein weiterer Meilenstein in der Kirchengeschichte. Die vermutlich im Jahre 1872 gebaute und bis zum Jahre 1993 zur St. Paul's Church in Chiswick, London, gehörige Orgel, wurde in die St. Stephanus Kirche eingebaut und installiert.
Ab dem 01. Januar 2012 wurde die Pfarrgemeinde Hitdorf mit der St. Aldegundis (Rheindorf Süd) und der Zum Heiligen Kreuz (Rheindorf Nord) zur neuen Pfarrgemeinde „St. Aldegundis“ zusammengeschlossen. Sie gehört nun zum Seelsorgebereich Rheindorf / Hitdorf im Dekanat Leverkusen (Erzbistum Köln). Die St.-Aldegundis-Kirche wurde zur Pfarrkirche dieser Pfarrgemeinde.
Am 06. April 2023 zerstörte ein durch Brandstiftung gelegtes Feuer die hölzerne Hauptportal-Türe der St. Stephanus Kirche. Gegen 06:45 Uhr bemerkten Passanten den Brand am Eingangsportal der Kirche St. Stephanus auf der Rheinstrasse und wählten den Notruf. Durch das schnelle eintreffen und handeln der Rettungskräfte konnte das Feuer zügig gelöscht und ein grösserer Schaden an der Kirche verhindert werden.
Am 13. August 2023, wurde die mittlerweile erneuerte Kirchentüre, mit einem Konzert eingeweiht. Bestritten haben es die Musikerinnen und Musiker des Orchesters Camerata Chernigiv aus der Ukraine unter der Leitung von Bernhard Dieter.
Brandstiftung am Hauptportal der Kirche am 06. April 2023
Foto: Dirk Hülstrunk, Hitdorf
Brandstiftung am Hauptportal der Kirche am 06. April 2023
Foto: Dirk Hülstrunk, Hitdorf
Die neue Portal-Türe im August 2023
Foto: Dirk Hülstrunk, Hitdorf
Last Update 23. Mai 2025