Das Städtische Leben unter der eigenen Finanzverwaltung

Durch die zunehmende Industrialisierung und der dadurch auch ständig wachsenden Bevölkerung Hitdorfs ende des 19. Jahrhunderts wuchs in der Stadtverwaltung und auch bei den Unternehmensführungen im Dorf der Wunsch nach einer eigenen unabhängigen Finanzgeschäftsführung. Es sollte eine eigene Sparkasse für die Stadt Hitdorf sein, um sich die damaligen weiten und aufwendigen Wege nach Opladen oder Langenfeld für die Abwicklungen der Geldgeschäfte zu ersparen.


Der erste Antrag der Hitdorfer Stadtverwaltung an den Oberpräsidenten der Sparkassen wurde erwartungsgemäss mit der Begründung abgelehnt, dass man sich doch eine auswärtige Sparkassenagentur aus Opladen oder Richrath als Filiale in die Stadt holen solle.


Bürgermeister Theißen und seine Stadtverordneten nahmen am 30. März 1896 zu diesem Vorschlag Stellung. Sie baten erneut um die Genehmigung, eine eigene Sparkasse eröffnen zu dürfen, die nicht nur vom Spargedanken, sondern mehr noch vom Kreditbedürfnis der Hitdorfer Firmen und Bürger her gefordert werden müsse. Obwohl für sie der Vorschlag, eine auswärtige Agentur nach Hitdorf zu verlegen, uninteressant war, musste mit Opladen und Richrath in dieser Sache verhandelt werden. Diese Fühlungnahme verlief aber ergebnislos.

Besucherzaehler

Illustration des  Hauses Schmitz an der Stephanusstrasse, heutige Hitdorfer Strasse 244


Foto: Sparkasse Leverkusen

Das Haus Schmitz, Stammhaus der Hitdorfer Sparkasse
im Juni 2006


Foto: Dirk Hülstrunk, Hitdorf

Heinrich Schmitz, 1. Rendant der Hitdorfer Stadt-Sparkasse von 1897 - 1914

Foto: Sparkasse Leverkusen

Peter Schmitz, 2. Rendant der Hitdorfer Stadt-Sparkasse von 1914 - 1930

Foto: Sparkasse Leverkusen

Nach langem Hin und Her genehmigte endlich der Oberpräsident am 12. Dezember 1896 die Errichtung der Hitdorfer Sparkasse. Damit überreichte er den Hitdorfern  ein schönes und seltenes Weihnachtsgeschenk. Sie freuten sich, endlich ihre Wünsche erfüllt zu sehen.

Schon damals lag ein Normalstatut der Regierung des Rheinlandes vor. Die Hitdorfer Stadtvertretung benutzte es unter Berücksichtigung der städtischen Belange und Verhältnisse und reichte es Anfang 1897 an die vorgesetzte Behörde ein. Das Genehmigungsschreiben ist am 19. Februar 1897 ausgestellt worden.

Der damaligen Stadtverordnetenversammlung gehörten an:

  • Bürgermeister Peter Theißen

  • Die Beigeordneten Cremer und Dorff (Tabakfabrikanten)

  • Josef Caspers (Tabakfabrikant)
  • Peter Freiburg (Sägewerk Inhaber)
  • Josef Goergens

  • Hermann Jansen

  • Hubert Kappes (Bäckermeister)
  • Joseph Pabstmann (Brauerei Inhaber)

  • Christian Röttgen (Kohlenhändler)

  • Friedrich Dücker (Schmiede und Schlosserei Inhaber)
  • Paul Nelles
  • Peter Steinkühler

Das Stammhaus der Hitdorfer Sparkasse war von 1897 bis 1916 das Haus Schmitz an der Stephanusstrasse, heutige Hitdorfer Strasse 244. Als Kassenbeamter und Gemeindeempfänger war seit 1892 Heinrich Schmitz angestellt. Ihn wählte am 13. April 1897 der Stadtrat zum 1. Rendanten der neuen Hitdorfer Sparkasse. Am 21. April 1897 genehmigte der Regierungspräsident seine Anstellung auf Lebenszeit.

Das Haus Schmitz um 1960


Foto: Heinrich Peter Schmitz, Langenfeld

Illustration des Hauses Leven an der Rheinstrasse 


Foto: Sparkasse Leverkusen

Das Haus Leven an der Rheinstrasse Nr. 62 im Juni 2006


Foto: Dirk Hülstrunk, Hitdorf

Karl Kissmann, 3. Rendant der Hitdorfer Stadt-Sparkasse von 1930 - 1940 & Gegenbuchführer von 1919 - 1930

Foto: Sparkasse Leverkusen

Wilhelm Kohnen, Gegenbuchführer von 1930 - 1940

Foto: Sparkasse Leverkusen

Aus Platzgründen wurde die Geschäftsstelle der Hitdorfer Sparkasse im Jahr 1916 von der Hitdorfer Strasse 244, dem Haus Schmitz, in das Haus Leven an der Rheinstrasse 62 verlegt.
Das dort an vier Wochentagen, täglich über 12 Amtsstunden geöffnete Kassenlokal unterlag in diesem Gebäude unfreiwilligen Zwangsräumungen immer dann, wenn Vater Rhein bedrohlich aus seinem Bett über seine Ufer trat. Wenn dem dann so war wurde das Kassenlokal auf die Kegelbahn der Restauration Kohnen, Gaststätte „auf´m Lohr“ verlegt.
Die Stadt-Sparkasse Hitdorf bestand bis zum 01. September 1940 ab der sie dann mit der Stadt-Sparkasse Monheim fusionierte.

Restauration Kohnen, Gaststätte „auf´m Lohr“ um 1910.
Ausweichgebäude der Hitdorfer Sparkasse bei Hochwasser

Foto: Sparkasse Leverkusen

Die Geschäftsstelle der Sparkasse Hitdorf ab 1962  
im Juni 2006


Foto: Dirk Hülstrunk, Hitdorf

Die Geschäftsstelle der Sparkasse Hitdorf ab März 2004  
im Januar 2009


Foto: Dirk Hülstrunk, Hitdorf

Ab dem 01. September 1962 verlegte die Sparkasse Hitdorf ihre Geschäftsstelle in das 1961 errichtete neue Verwaltungsgebäude an der Langenfelder Strasse Nr. 70. Nach der kommunalen Gebietsreform von 1975 und der damit folgenden Eingemeindung Hitdorfs in die Stadt Leverkusen, übernahm die Sparkasse Leverkusen ab 1977 auch die Geschäfte und die Geschäftsstelle der Sparkasse Hitdorf.
Dort verweilte die Geschäftsstelle auch bis zum 28. Februar 2004. Sie verlegte dann ihre Geschäftsstelle in das auf dem ehemaligen Brauerei-Gelände neu geschaffene Ortszentrum „Rheinpark“ an die Hitdorfer Strasse 200a.


Mit dem Beginn der Corona Pandemie 2020 war dann auch das Schicksal dieser Geschäftsstelle besiegelt. Ab 2023 schloss die Sparkasse endgültig ihre Türen in Hitdorf und damit auch die Möglichkeiten der persönlichen Beratung vor Ort. All das, wofür die einstigen Bürger und Stadtverantwortlichen seiner Zeit sich so sehr eingebracht und gekämpft hatten war und ist weg.

Das einzige Überbleibsel dieser einst so erfolgreichen wirtschaftlichen und am Erfolg Hitdorfs beteiligten Geschichte ist ein 2024 aufgestellter Automat am neu hergerichteten Kirmesplatz….der mal eine Müllkippe, die „Schindskuhl“ war. Irgendwie ein passender Ort für eine nicht mehr fortzuführende Geschichte!

Der im Jahr 2024 aufgestellte Sparkassen-Automat, damit die Hitdorfer wenigstens zum Geld holen nicht ins entfernte Umland fahren müssen. Den Emissionshandel des Staates wird es freuen! 


Foto: Dirk Hülstrunk, Hitdorf

Last Update 06. Juli 2025