Zündholz Fabrikation
Das zweite der drei Standbeine des Hitorfer Dreiklangs
In Hitdorf entstanden um 1840 mehrere Zündholzfabrikationen, die mit ihrer Ware das Rheinland belieferten. Die älteste und größte Zündwarenfabrik war die von Johann Michael Fitzen, die bereits 1843, 10 Jahre nach Erfindung des Zündholzes gegründet wurde und mit 21 Arbeitern jährlich 1.500.000 Döschen produzierte.
Haus der Familie Fitzen, Hafenstrasse / Ecke Rheinstrasse, heute Kaminbau Engel.
Der Holzanbau schwamm bei jedem Hochwasser davon.
Foto: Astrid Behrendt, Spaziergang durch das alte Hitdorf
Der Standort des Hauses der Familie Fitzen im Juni 2007, heute im Eigentum von Kaminbau Engel
Foto: Dirk Hülstrunk, Hitdorf
Johann Michael Fitzen, Geb. 1806, ein Landwirtssohn aus Dülken, hatte mit 14 Jahren seine Eltern verloren. Er lernte das Buchdruckerhandwerk und ließ sich nach seiner Heirat mit Wilhelmine, geborene Nöthen, 1833 als Schreibwarenhändler in Hitdorf nieder.
Alte Illustration der Firma Fitzen
Foto: Astrid Behrendt, Spaziergang durch das alte Hitdorf
Der Sohn der Firmengründers, Johann Stephan Fitzen
Foto: Astrid Behrendt, Spaziergang durch das alte Hitdorf
Die benötigten Hölzchen und Schachteln wurden fertig bezogen, statt sie zeitraubend selber in Akkordarbeit herzustellen. Nach der Heirat mit Anna Fitzen tritt Johann Michael Kappes 1898 als Mitinhaber in die Firma ein. Die Firmen Fitzen und Salm waren die beiden einzigen. Zündholzfabrikationen, die sich über die Jahre halten konnten. Die Firma Johann Michael Fitzen bestand über 125 Jahre, am 5. Januar 1972 wurde der Firmenregistereintrag gelöscht.
Herstellung der Halbfabrikate bei Johann Michael Fitzen
Foto: Astrid Behrendt, Spaziergang durch das alte Hitdorf
Herstellung der Schachteln sowie Füllung derselben bei J.M.Fitzen
Foto: Astrid Behrendt, Spaziergang durch das alte Hitdorf
Die Zündhölzerfertigung wurde in ihren Anfängen in Hand- und Heimarbeit vorgenommen, wobei die ganze Familie mithalf. Problematisch war der in der Tunkmasse verwendete weiße Phosphor, der nicht nur wegen seiner leichten Entzündbarkeit extrem feuergefährlich war, sondern auch massive Gesundheitsschäden verursachte. Um den Vergiftungserscheinungen namens Phosphornekrose vorzubeugen, wurden Schutzmaßnamen ergriffen, die Heimarbeit verboten und Kindern den Aufenthalt in den Fabrikationshallen untersagte. Eine Verschärfung erfolgte durch das Verbot von weißem Phosphor bei der Herstellung. Schließlich kamen die ungiftigen Sicherheitshölzer auf den Markt, die nicht überall entzündet werden konnten, sondern nur an der Phosphorreibefläche der Schachtel. Ihre Qualität ließ jedoch zunächst zu wünschen übrig. Ab 1860 wurden dann in Schweden die so genannten Schwedenhölzer fabrikmäßig und in so guter Qualität hergestellt, dass der Siegeszug der Sicherheitshölzer begann, was wiederum zu einer Krise der deutschen Zündholzindustrie führte.
Anlieferung eines Heizkessels für das Kesselhaus bei Johann Michael Fitzen um 1920
Foto: Astrid Behrendt, Spaziergang durch das alte Hitdorf
Mitarbeiterinnen der Firma
Johann Michael Fitzen um 1920
Foto: Astrid Behrendt, Spaziergang durch das alte Hitdorf
1909 wurde die Zündwarensteuer eingeführt, was zu einer Verteuerung führte und den Absatz weiter schwächte. Ein Zündwarenmonopolgesetz wurde verabschiedet, doch besonders unter dem Druck ausländischer Produkte ging der Absatz deutscher Zündhölzer zurück. Das Wegwerffeuerzeug und elektrische Zündungen in Heizanlagen trugen weiter zum Niedergang der deutschen Zündholzindustrie bei. Seit 1966 betreibt in den Hallen der ehm. Fabrik Fitzen die Firma Kaminbau Engel ihr Unternehmen.
Blick in die Hafenstrasse auf die Gebeäude der Firma Fitzen, jetzt Kaminbau Engel im Juni 2007
Foto: Dirk Hülstrunk, Hitdorf
Abendromantik in der Hafenstrasse im November 2012
Foto: Dirk Hülstrunk, Hitdorf
Texte: Astrid Behrendt, Spaziergang durch das alte Hitdorf
Last Update 12. Mai 2025